Kardinal König Kunstpreis

Preisträgerin Nika Kupyrova; Fotografie von Eva Kelety

Nika Kupyrova, Woman in Green 2022, Ausstellungsansicht Bildraum 07, Wien, Fotografie von Janine Schranz
KARDINAL KÖNIG KUNSTPREIS 2023
Ausstellung der nominierten Künstler*innen
28.11.2023 bis 29.01.2024
Nominierte Künstler*innen 2023
Lana Čmajčanin, Gabriele Edlbauer / Julia S. Goodman, Philipp Fleischmann, Birke Gorm, Jojo Gronostay, Julia Haugeneder, Elena Kristofor, Nika Kupyrova (Preisträgerin 2023), Lavinia Lanner, Juliana Lindenhofer, Anna Paul, Christiane Peschek, Evelyn Plaschg, Problem Collective (Aleksei Borisionok, Uladzimir Hramovich, Olia Sosnovskaya, Alesia Zhitkevich), Florian Raditsch, Aykan Safoğlu, Isa Schieche, Esther Strauß, Helene Thümmel, Maria Walcher
Portrait der Künstlerin:
Nika Kupyrova geboren 1985 in Kiew, Ukraine, studierte an der Universität für angewandte Kunst in Wien, am Edinburgh College of Art und an der Iceland University of Arts. Nika Kupyrova arbeitet vor allem im Bereich der Skulptur. Sie hatte Einzelausstellungen u.a. im Wien Museum MUSA Startgalerie und im Kunstraum Lakeside sowie Gruppenausstellungen im
WIELS Contemporary Art Centre, Kunstraum Niederösterreich und Mattress Factory Museum of Contemporary Art (Pittsburgh). Sie ist Preisträgerin des Erste Bank Art Award (2017). Nika Kupyrova lebt und arbeitet in Wien
Die mit dem Kardinal König Kunstpreis ausgezeichnete Arbeit Woman in Green (2022) ist als Mixed-Media-Installation konzipiert. Sie besteht aus mehreren, aus Stahlblech geformten, mittels Kletterseilen von Decke oder Wand abgehängten, frei im Raum schwebenden oder am Boden liegenden flachen Skulpturen sowie vier aus Beton und gebogenen, lackierten Stahlrohren bestehenden Objekten, vier gerahmten Farbfotografien und einer Videoinstallation.
Agatha Christies „The Hollow (1946)” [dt. „Das Eulenhaus”] ist Inspiration und Bezugspunkt für Nika Kupyrovas Werk. Der Roman - Krimi und feministische Untersuchung der klassischen Rollenbilder des beginnenden 19. Jahrhunderts zugleich - faszinierte die junge Nika, besonders Christies Beschreibung der Bildhauerin Henrietta Savernake. Das Video nimmt Bezug auf ebendiese: wir sehen einer Frau beim Schnitzen von Kreide zu. Ihre Bewegungen sind unterlegt mit einem inneren Monolog Henriettas aus dem Roman. Die abgeschabten, grünen Kreidestücke aus dem Video finden sich in der Installation als am Boden auf einer flachen Stahlblechskulptur liegender „Blütenstaub” wieder. Bei näherer Betrachtung erkennt man formale Zusammenhänge der Skulpturen mit den an der Wand montierten Farbfotografien exotischer Orchideen – ein Faszinosum für die englische Oberschicht im 19. Jahrhundert. Die Farbfotografien sind mit rosa Sprayfarbe überlagert: Das Verschwinden der Einzigartigkeit und somit die Gleichschaltung der außergewöhnlichen Pflanzen könnte auch als Metapher für die Protagonist*innen des Romans verstanden werden. Die seltsam anmutenden Betonskulpturen stellen sich als handtaschenähnliche Behältnisse heraus, die ihrer Funktion beraubt wurden.
Eingesperrt in ihre sozialen Rollen, wird von den Frauen in Agatha Christies Roman „The Hollow” erwartet, sich den Konventionen entsprechend zu verhalten. „Die Künstlerin als performative Figur”, so Nika Kupyrova, wird von ihr hinterfragt und erprobt. Woman in Green ist eine Erkundung der Mythologisierung einer Künstlerinnenfigur. In einer Welt, in der der Schein oft mehr zählt als das Sein, ist das hochaktuelle Werk Spiegel der Gesellschaft und Überprüfung des eigenen Seins zugleich.
Kardinal König Kunstfonds
Preisträger*innen
2023 Nika Kupyrova
2021 Michèle Pagel
2019 Angelika Loderer
2017 Kerstin von Gabain
2015 Julia Haller
2013 Kathi Hofer
2011 Christian Mayer
2009 Marko Lulić
2007 Nicole Six & Paul Petritsch
2005 Hans Schabus