Hermann Ober, Rot vor Schwarz

Hermann Ober, Rot vor Schwarz, 1991, 130 x 100 cm, Öl auf Leinwand​

Auf(er)stehen

Rauf oder runter. Hinfallen, Scheitern. Wieder aufstehen. Weiter gehen. In Bewegung bleiben.

Auf dem Weg sein. Auf dem Weg bleiben. Ausgespannt in die Gegensätze.

Das alles kann "Kreuz" sein.

Auf das Wesentliche konzentriert, sind die Figuren in einer kommunikativen  Choreografie miteinander vernetzt. In ihrem Zueinander und Miteinander erweisen sie sich als Beziehungswesen. Die kraftvolle Farbigkeit bringt Seelenzustände und Gefühle ins Bild.

Austausch und Dialog, Offenheit und Hilfsbereitschaft prägten Hermann Ober, sein Optimismus und seine Lebensfreude machten ihn zu einem Menschen mit einer zutiefst sozialen Grundhaltung und einer herzlichen Offenheit.

Rot vor Schwarz ist auch ein Programm gegen Resignation und Trauer.

In der klassischen Tradition ist das figurale Konzept des Kreuzbildes meist mit Emotionen verbunden, welche das tragische Ereignis illustrieren. In fein modulierten Rottönen gehalten, strahlen die Figuren eine positive Energie aus. Sie heben sich vom Schwarz des Kreuzes ab, scheinen sich davon zu lösen, führen im Bildraum gleichsam ein befreiendes Ballett auf, das über die Ränder ausgreift.

Das alles spielt sich vor einem lichterfüllten Hintergrund ab, welcher der Komposition eine verheißungsvolle Grundstimmung verleiht.

Die Figuren sind alle gleichwertig behandelt. In ihrer Verschmelzung stützen sie einander in ihren Haltungen in einem Geben und Nehmen.

Eine Schicksalsgemeinschaft, ein Lebensprogramm.   

Wolfgang Richter, Vorsitzender des Kunstbeirates von St. Virgil