Jakob Gasteiger

Jakob Gasteiger, Foto: © Rainer Iglar

03.12.2016 bis 06.03.2017

Arbeit mit Papier


Kunstgespräch

Freitag, 02.12.2016, 19.00 Uhr

Martin Hochleitner, Direktor Salzburg Museum, und Hubert Nitsch, Kurator Kunstraum St. Virgil im Gespräch mit Jakob Gasteiger



Der in Salzburg geborene Jakob Gasteiger widmet sich in seiner künstlerischen Arbeit der Farbe. Die Farbe ist dabei nicht nur in ihrer Wirkung und Erscheinung wichtig, sondern ebenso in ihrer Materialität. Jakob Gasteigers Kunst ist nicht auf Farbe reduzierbar, sondern bei ihm finden sich Farbbilder, die eine Struktur haben, welche mit der Farbe eine plastische Qualität erzeugen, aber auch Skulpturen aus Aluminium, welche durch das Gießen des heißen Metalls in Wasserbecken entstehen. Farbe, Form und Material werden zu den bestimmenden Faktoren der Wahrnehmung in Gasteigers Kunst. 
Ebenso bei seinen Papierarbeiten, welche den Schwerpunkt der Ausstellung im Kunstraum St. Virgil darstellt. Dank einer Kooperation mit dem Salzburg Museum ist den Besucher/innen möglich, zeitgleich mit der Ausstellung im Kunstraum St. Virgil auch großformatige und plastische Arbeiten von Jakob Gasteiger aus einer großen Zeitspanne ebendort auch kennen zu lernen. 

In St. Virgil erzählen kleinformatige Papierarbeiten von Struktur, von Farbe, von Komposition, von Material, aber auch von gelenkter Wahrnehmung, von eröffneten Räumen, von Verweisen in eine Transzendenz, die bei längerer Betrachtung in eine Haltung des Verweilens und Meditierens führt. Verschiedene Papiere werden zu einem ganzen zusammengesetzt oder Farbe wird einem Prinzip folgend auf Papier gebracht. Kohlepapier oder Seidenpapier geht eine Verbindung mit nassem Lack ein und es entsteht ein einheitliches Kunstwerk, das als Graphik, aber auch als Malerei gelesen werden kann. Das Unnotwendige ist fern und gleichzeitig kommt das Ferne in die Nähe. Die Faszination eines unmittelbaren Ausdrucks lässt die Betrachter/innen staunen und gleichzeitig nach dem System des Jakob Gasteiger fragen. Kein Zufall scheint Regie zu führen und doch ist Unmittelbarkeit vorhanden. Ein beiläufiges Selbstverständnis scheint den Arbeiten innezuwohnen und doch handelt der Künstler nicht ohne Prinzip und immer mit System. Paradox könnte das Erscheinungsbild genannt werden und doch wirkt in den Bildern Einheit und nicht Gegensätzliches. 

Um es auf den Punkt zu bringen: Nicht um Abbilder und Abbildungen geht es, sondern um Haltungen. Von daher ist Jakob Gasteiger sehr aktuell. Prinzipien und Systeme legen einen Grund, der mit wachem Blick ergebnisoffen ist und keinen Inhalt vorgibt. Aber der Akt der unmittelbaren und selbstverständlichen Tat hat ein klares Ende im Entstehungsprozess. In jedem Bild wird etwas auf den Punkt gebracht, nicht weil ein Abbild gemacht ist, nicht weil eine Beliebigkeit ausgereizt ist, sondern weil ein Statement fertig ist. Jakob Gasteigers Kunst wird dabei zu einer wohltuenden Herausforderung und lädt ein, Standpunkt und Haltung einzunehmen. 
Ein Bild reicht schon für diesen Vorgang. Im Kunstraum St. Virgil sowie im Salzburg Museum in der Neuen Residenz/Kunsthalle am Mozartplatz  stehen von 2.12.2016 bis 6.3.2017 viele Kunstwerke des Jakob Gasteiger dafür zur Verfügung. Und jedes Kunstwerk bietet eine neue Möglichkeit. 

Text: Hubert Nitsch


Jakob Gasteiger
Der österreichische Künstler Jakob Gasteiger (1953 in Salzburg geboren, lebt in Wien und im Weinviertel)  hat in zahlreichen Galerien und Museen im In- und Ausland ausgestellt, u.a. Galerie Ropac, Salzburg; Galerie nächst St. Stephan, Wien; Mauroner Contemporary Art, Wien; Margarete Roeder Gallery, New York; The Museum of Modern Art Toyama-City, Japan; Denver Art Museum, Denver; Fondation Gulbenkian Lissabon; Oberösterreichisches Landesmuseum Linz.; Kunsthalle Krems; Museum der Moderne Salzburg; Kunstmuseum Bonn.