Iris Andraschek

Iris Andraschek, EKZ II, 2009, Bleistift auf Papier, 114,5 x 173 cm, 2009

04.07. bis 12.09.2014

Die Bildhauerin als Zeichnerin


Eröffnung

Donnerstag, 03.07.2014, 19.00 Uhr

Hubert Nitsch, Kurator Kunstraum St. Virgil



Kunst geht an und über Grenzen. Iris Andraschek begleitet uns dabei mit dem Zeichenstift in der Hand. Sie sieht genau hin, zieht ihre Linien, bildet ab, geht an die Grenze, legt das Sichtbare frei, schickt die Gedanken auf die Spur des Unsichtbaren, denkt räumlich, verankert die Gegenstände im Raum, erweitert den Raum und unser Denken. Das Nachdenken im Hinterkopf landet im öffentlichen Raum.


Iris Andraschek fällt nicht unter die klassischen Bildhauerinnen, obwohl sie in ihrer Kunst immer wieder sehr viele Bezüge zu Räumlichkeit, Raum und öffentlichem Raum hat. Diese Bezüge waren auch das Motiv, Iris Andraschek in die Reihe der BildhauerInnen als ZeichnerInnen in eine Linie mit Josef Zenzmaier, Sepp Auer, Ruedi Arnold, Bernhard Gwiggner, Lois Anvidalfarei, Ulrike Lienbacher, Michael Kienzer, Franz Josef Altenburg, Gerold Tusch, Julie Hayward und Werner Feiersinger zu stellen.

Die Zeichnung bei Iris Andraschek reicht vom intimen Blumenbild bis zu großformatigen Bildern, welche eine Geschichte erzählen, Schriftzüge beinhalten, einen Supermarkt abbilden, wo z.B. ein Pferd und Figuren dort eingebunden werden,...die Künstlerin erzeugt dabei neue Kontexte, in denen auf Abbilder zurückgegriffen wird, die mit technischer
Feinheit und großem Können gezeichnet werden und gleichzeitig werden  die Vorbilder nur bis zu einer Grenze bedient. Die Verschränkung von Erwartbarem (Supermarktabbild) und Unerwartetem (liegendes Pferd) sprengen unsere Sehgewohnheit und verstören ein wenig aber beflügeln noch mehr unsere Gedanken.


Dieses Vorgehen wendet Iris Andraschek auch bei ihren Kunst im öffentlichen Raum-Projekten an. In Loosdorf im niederösterreichischen Weinviertel stellte sie zum Beispiel als Brunnen ein Badezimmer ohne Außenwände auf den Dorfplatz. Das intime Waschen als öffentlicher Akt?! Der direkte Gedankengang funktioniert als Herausforderung und in der Praxis, die fernab jeglicher Scham- und Gedankenkonstrukte stattfindet und v.a. den Jugendlichen
und Kindern einen unbeschwerten und fröhlichen Ort gibt. Das Nachdenken ist trotzdem angebracht und ausgelöst. Grenzüberschreitungen im positiven Sinn.


Auch bei ihren Zeichnungen ist das so.
Text: Hubert Nitsch


Iris Andraschek

*1963 
Studium an der Akademie der bildenden Künste, Wien, Diplom Magistra Artium
Mitglied der Wiener Secession und von Foto Fluss 

Zahlreiche Preise und Stipendien
Lebt und arbeitet in Wien und Mödling


Iris Andraschek arbeitet mit den Medien Fotografie, Zeichnung und Installation, und realiserte zahlreiche ortsbezogene Projekte und Installationen im öffentlichen Raum. Sie agiert
dabei an der Grenze von Privatheit und Öffentlichkeit, Alltäglichkeit und Ritual, von Realität und Fiktion. Sie untersucht soziale Utopien und ungewöhnliche Lebensmodelle und lotet die Grenze zwischen Geschichte und Identität, zwischen individuellen Geschichten und den politischen Narrativen der Gegenwart aus.


Internationale Ausstellungstätigkeit u. Kunst im öffentlichen Raum, eine (kleine) Auswahl

2013 Where to draw the Line, Kunstverein Salzburg
2011 Turnertempel – Erinnerungsort. Suche nach einer reflexiven Archäologie, Wien (mit H. Lobnig) (Katalog)
2009/10 Der Muse reicht´s, Arkadenhof der Universität Wien (Katalog)
2006 Badebrunnen Loosdorf -Privatsphäre und
Phantomwände, Loosdorf