JOSEF BAUER

Josef Bauer, Werbeträger, 2019, Mischtechnik auf Papier, 37 x 26 cm; © Josef Bauer

11.02. bis 13.05. 2022

Der Bildhauer als Zeichner
 

Einführung in die Ausstellung
Donnerstag, 10.02.2022, 19.00 Uhr

Hubert Nitsch und Annelies Senfter



Die Ausstellung im Kunstraum St. Virgil konzentriert sich auf das zeichnerische Werk von Josef Bauer und zeigt damit eine durchgängige Facette im beeindruckenden und visionären Werk des oberösterreichischen Konzeptkünstlers. In der Zeichnung, in der Sprache oder beim Pinselstrich als dreidimensionales Objekt, das der Künstler unterschiedlich einsetzt, wird die Linie in seinem Werk sichtbar. Traurig müssen wir bekanntgeben, dass Josef Bauer Anfang März 2022 verstorben ist.

Bei den Werken von Josef Bauer steht das Objekt nie alleine, sondern immer in Beziehung zu anderen. Das verbindende „und“, das er sehr häufig in seinen Arbeiten verwendet, ist ihm wichtig.

Immer wieder kommt die Kreuzform in Josef Bauers Arbeiten vor. „Es ist das Plus und es ist das Kreuz. Es ist Text und nicht Text, waagrecht und senkrecht“, meint er dazu. Weil ihm bei entfernten Schulkreuzen der billige Kunststoff nicht gefiel, übergoss er sie mit Beton. So begann die Serie mit dem Titel „Fundstücke“ mit Kreuzen. Zugleich, könnte man sagen, hat Josef Bauer das Undefinierbare im Gottesbegriff, das im Alten Testament als „Gott in der Wolke“ beschrieben wird, in einem Kunstwerk eingefangen.

 

„Für mich gibt es die Welt der Sprache und die Welt der Dinge. Es geht mir aber immer um die Beziehung zwischen beiden“, setzt er fort. Genauso zentral ist ihm das Begreifen. Denn im Begreifen steckt das Wort „Begriff“ und dieser führt zu Sprache. Viele Jahre lang traf der Künstler beim Bielefelder Kolloquium die Avantgarde der Künstler und Dichter, die sich mit Sprache beschäftigten, die Wiener Gruppe war dort, Friederike Mayröcker, Ernst Jandl u.a.

 

Josef Bauer geht nicht von der Idee aus oder von der Philosophie. Viel häufiger steht das Beobachten, das „Sehen der Dinge“ am Beginn einer neuen Serie. Josef Bauer wollte seine Kunst nie jemandem aufdrängen oder sich vom Markt abhängig machen und ging nebenbei arbeiten. Erst spät kann er von seiner Kunst leben. Zudem war er mehrmaliger Staatsmeister im Stabhochsprung. Als er mit Eitempera zu malen begann, überlegte er: „Wenn ich von der Kunst leben soll, wer weiß, vielleicht sollte ich das Ei besser in der Pfanne braten, anstelle mit Eitempera-Farbe zu malen?"
Text: Hubert Nitsch


Josef Bauer

* 1934 in Wels. Lebte und arbeitete in Linz und Gunskirchen, OÖ. Josef Bauer gehört zu den wesentlichen Vertretern der konzeptuellen Kunst in Österreich seit den 1960er Jahren. Seine visionären Arbeiten werden inzwischen international wahrgenommen. Es ging Josef Bauer in seinen Installationen, Objekten oder Perfomancefotografien darum, Text, Bild und Schrift zu einer gemeinsamen Sprache zusammenzufügen. 2019 zeigten das Belvedere in Wien und 2020 das Lentos Kunstmuseum in Linz eine Retrospektive seiner Arbeiten aus einem Zeitraum von 60 Jahren. Josef Bauer ist am 03. März 2022 verstorben.